ZAHNPFLEGE PFERD - die Anfänge

Da wir zuerst Einzelschritte üben und diese je nach Ideen und Gelegenheiten zusammensetzen, findet ihr hier eine chronologische Dokumentation. 


Gestartet haben wir im Herbst 2018, da ging es aber mehr ums "am Kopf" anschauen lassen. Nach der letzten Zahnsanierung im Feber 2019 , welche sie auch unter Narkose wieder extrem stresste, ist nun volle Motivation da, um es bis zum nächsten Mal für Anima massiv zu verbessern.  


Anima ließ sich zwar am Kopf streicheln, aber sobald ich etwas schauen wollte, wollte sie nicht. So habe ich hier mit dem ersten Schritt für uns gestartet. Und es ging am Anfang sehr, sehr, sehr kleinschrittig. Als allererstes meinte sie sehr klar - nein ich mag nicht angefasst werden.


Also waren die Anfangskriterien: Hand in der Nähe des Kopfes, Pferd interessiert sich für die Hand, Finger dürfen das Fell berühren....

Ich habe mir bewusst Zeit gelassen und wir haben immer wieder geübt. Und nun nach etwa einem halben Jahr Training sieht es so aus wie im obigen Video.


März 2019

Apfelmus zur Belohnung

Zu kauende Leckerlies sind beim Zahnpflegetraining etwas unpraktisch, da sie daran so lange herumkaut. So haben wir es mit Apfelmus probiert. Anfangs wollte sie jedoch immer die Spritze fressen oder bekam nicht mit, dass ich ihr Apfelmus ins Maul gespritzt habe. Daher haben wir das zur eigenen Übungssequenz gemacht. Momentan kommt die Spritze ins Maul und ich clicke während ich Apfelmus ins Maul spritze.



Ein Kooperationssignal können wir mit einem Tier trainieren damit es uns zeigen kann, dass es bereit ist mitzumachen. Bei Nina Steigerwald habe ich ihren "Kooperator" entdeckt. Tolle Idee. Da ich noch kein so stabil stehendes Teil habe, war ich kreativ und habe verschiedenes ausprobiert. 



Beschreibung was das Kooperationssignal ist und eine spannende Seite einer Tierärztin die sich mit Kooperationstraining beschäftigt:https://medicaltraining24.de/kurse/kooperationstraining/


Kopf auf Schulter ablegen

Das war meine erste Idee. Ist dann beim Bearbeiten der Zähne natürlich zu gefährlich für den Menschen. Aber zum Starten gut. Ich musste recht schnell das - Kopf auf die Schulter legen- unter Signal stellen, denn sie kam natürlich auf die Idee es mit mehr Nachdruck zu machen, wenn ich nicht gleich weiter gearbeitet habe. Nach längerem Üben läuft es nun so.



Unstabiles Kooperatording

Aus einem Schirmständer, einem Kartonrohr und einer Schwimmnudel ist unser erster instabiler Kooperator entstanden. Zum üben gehts, aber für alles andere ist er zu instabil. 

In dem Video kam ich mit dem Futterpunkt durcheinander, denn im Moment als ich gefüttert habe, ist mir aufgefallen, dass ich ja wollte, dass sie den Kopf herunter nimmt um ihn wieder drauf legen zu können. 



Auf etwas drauf beißen

Da irgendwann das Maulgatter kommt und ich bei Nina Steigerwald auch das Video gesehen habe, wo das Pferd auf den Gummihammer beißt, verwenden wir die Idee. So weit sind wir gerade: Griff und flache runde Seite gehen schon gut und heute ging sogar ein Mal auf die hohe Seite beißen. 



Schaukelkooperator 1

Nächste Idee, bis wir einen guten stehenden Kooperator haben, gibt's eine Schaukel zum Kopfauflegen. Hier das erste Mal Training mit der Schaukel. Als ich sie aufgehängt habe, hab ich mich mit jemanden unterhalten und den Moment verpasst in welchem ich schon mit dem Training hätte anfangen sollen. Tja verpasst, aber dann haben wir halt mit der Annäherung gearbeitet.  



Apfelmus die Zweite

Nachdem sie es wirklich ohne zu betteln als Leckerli nahm ist mir dann beim Verwenden in der Übung aufgefallen, dass ich es ja aus einer anderen Position füttern muss (mal wieder zu wenig mitgedacht). Aber nach ganz kurzem Betteln ging das dann auch wie geschmiert. Mein Pferdchen ist einfach genial und gleicht meine Fehler aus. 



Schaukelkooperator 2

Nächster Versuch nun auch das Aufhängen als Teil der Übung gesehen und schon schaut die Welt anders aus. Sie konnte dann all das bis jetzt auf andere Weise geübte auf die Schaukel umlegen und war viel schneller als ich es erwartet habe. Hab mich so gefreut, dass ich dabei jetzt auf dem Video sehr lustig ausschaue. Aber was soll's. Anima war einfach nur total genial. (Sicherheitsgedanke - ich überlege mir etwas das reißt, falls sie sich erschreckt und mit der Schaukel nach vorne springt)



Weiter geht's mit Höflichkeit beim Apfelmusleckerli, das klappt schon sehr gut. Nächster Schritt ist jetzt das Maul/Zähne stillhalten und dann gibt's den Click und die Belohnung. Geht auch schon recht gut.



Dann haben wir es wieder auf der Schaukel als Kooperationssignal geübt. Füttern geht nun schon total gut. Hier hat sie den Kopf auch schön abgelegt. 



Kopf auf Schaukel und dann zum ersten Mal gemeinsam mit ins Maul schauen. Hier legt sie den Kopf nicht so ab wie beim letzten Mal üben und am Video hab ich dann auch gesehen, dass sie den Kopf doch auch mehr zurück gezogen hat als ich wahrgenommen hatte. Also beim nächsten Mal wieder mit einem leichteren Schritt anfangen.



April 2019

Bastelarbeiten: Wir haben weiter mit der Schaukel geübt, aber sie ist einfach nicht optimal. Wenn Anima den Kopf ablegt zieht sie die Schaukel nach hinten und spannt dann immer so im Genick an. Und mit dem 


Maulgatter wird es dann auch zu gefährlich. Daher hab ich weiter überlegt wie ich mir einen stehenden Kooperator bauen kann und bin gerade beim Basteln. Nun bin ich schon ganz zufrieden. Ist vom Gewicht her nun schwer genug um stabil zu sein und die Höhe passt uns auch.


Maulgatter die Erste

Da der Kooperator noch nicht fertig ist hab ich heute zum ersten Mal das Maulgatter mitgenommen und war total überrascht als Mädl sofort den Kopf rein gesteckt hat. Genial wie sie es vom "Kopf ins Halfter stecken" aufs Maulgatter generalisiert hat. 


Und ein paar Mal drauf beißen ging auch schon. Und das alles beim ersten Mal. Es lohnt sich einfach wenn man es kleinschrittig aufbaut. 


Maul stillhalten am Kooperator. Noch ist der Kooperator etwas zu hoch und noch nicht festgeschraubt, aber es wird. So haben waren meine Kriterien heute das Maul stillhalten und den Kopf eher vorwärts ablegen. Sie war so motiviert, war herrlich zu beobachten.


Was ich momentan sehr spannend finde, dass anscheinend schon das Spritze ins Maul stecken von ihr als Belohnung empfunden wird, denn ich habe öfters nichts rein gespritzt als sie stillgehalten hat, den Geschmack hat sie ja eh im Mund. Und anscheinend passt es auch gut für sie wenn sie nicht kaut. Bin sehr begeistert wie gut es läuft. 


Heute mit unserem stabilen, höhen-angepassten Kooperator geübt. (Schaukelteil zerfällt zwar schon aber lässt sich leicht reparieren) Maul stillhalten geht schon länger bis zum nächsten Click und auch schon ca. halbe Minute am Stück. Und Lippen aufmachen geht auch schon. Sie legt nun auch den Kopf schön nach vorne.



Beim Stillhalten am Kooperator schaffen wir schon 1 Minute. Macht sie super, sie kaut jetzt auch mehr am Kooperator ohne den Kopf runter zu nehmen und hält das Maul auch schon sehr lange ruhig. Bin sehr zufrieden wie es läuft. Ich bemühe mich auch auf die Vorwärtstendenz des Kopfes zu achten.


Erstes Mal Maulgatter am Kooperator. Ach wie geduldig ist sie mit mir und wartet so brav wenn ich mich sortieren muss. Wie sie den Kopf dann auch reinsteckt. Mir ist wieder am Video viel deutlicher aufgefallen das sie den Kopf doch zurückzieht als während der Arbeit. Also wieder Schritt zurück beim nächsten Mal.



Wir haben viel an der Kopfhaltung am Kooperator gearbeitet und das Maulgatter immer wieder eingebaut. Vor allem das gelassen bleiben beim Herumfummeln war ein Thema. Sie nimmt das jetzt sehr gelassen und bleibt sogar als sie erschrickt. 


In der zweiten Pause hätte ich schneller belohnen müssen, aber sie ist weiterhin sehr geduldig und kommt zurück. Das Thema das ich jetzt separat noch ohne Kooperator trainiere ist - draufbeißen und Maul stillhalten.


Mai 2019


Im Mai haben wir wenig Videos gemacht da wir vor allem anderes geübt haben. Zwischendurch waren kurze Sequenzen - auf etwas drauf beißen - aber da kommen wir nicht zum Maul stillhalten und da mir die Strategie dazu noch fehlt hab ich hier wenig weiter gemacht. Da Pferdchen Sommerekzem hat mussten wir viel Ohren und Gesicht eincremen, da wurde es kurzzeitig wieder schlechter mit dem freiwillig herhalten (da es teilweise wunde stellen waren und wohl unangenehmer) und ich musste sehr viel bestärken. 


Zwischendurch, wenn es mir zu aufwendig ist den Kooperator raus zu holen, lasse ich sie ihren Kopf auf meine Schulter legen. Damit sie das nicht ungefragt macht haben wir als Zwischenschritt das Wangentarget und das muss ich immer wieder neu "aufladen" sonst kommt der Kopf ungefragt zu mir. 


Der Kopf darf erst auf die Schulter wenn sie am Wangentarget aufhört zu kauen. Heute haben wir "Zunge berühren ohne das sie das Maul bewegt" geübt. Nach der Videoaufnahme konnte ich die Zunge dann sogar mehrmals aus ihrem Mund heraus schieben. 


Juni-September 2019 - Sommerpause auf der Almwiese


Da Anima den Sommer auf der Almwiese verbringt gibt's wenig Training. Aber dafür zeigt sie auch wie hilfreich das bis jetzt trainierte ist: Augeneintropfen auf der Almwiese :-)



September 2019


Heute wollte ich zum ersten Mal nach der Sommerpause wieder mit dem Training fürs Zähne machen starten. Maulgatter rauf tun können ist der nächste Teilschritt. Das Ding ist so schwer dass ich es einfach nicht ordentlich handhaben kann während ich clickere. Durch Zufall kam ich drauf dass es sich ja zerlegen lässt. So kann ich ihr einen Teil über die Ohren hängen (=Gewicht) und dann das Mundstück zum Beiß drauf Training nützen. Ging wirklich gut. Video gibts dann sobald ich all das Zeug unter Kontrolle habe und dann wieder einen Gedanken frei habe für die Kamera. ;-)


November 2019

Heute im Dunkeln geübt und gefilmt um wieder mal was zweigen zu können. Zuerst die Zunge rausholen. Ich schiebe sie von der einen Maulseite aus der anderen heraus. Man sieht leider nicht das die Zunge dann auf der finsteren Seite heraussen ist. 


Dann haben wir auch gleich die Stirnlampe genützt und das hineinleuchten geübt. Ich mache bewusst keine vorsichtigen Handbewegungen und Berührungen, dass sie sich daran gewöhnt.



Dezember 2019

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und da ich Urlaub habe wird nun nochmal sehr konsequent trainiert. Jeden Tag mit Trainingsplan, Reflexion und neuem Plan...


Tag 1

Plan für heute ist an der Dauer am Kooperator zu arbeiten und zu beginnen die einzelnen Teile die wir bis jetzt trainiert haben zusammenzusetzen. Sequenzen von 15-20 Minuten, dazwischen 15-30 Minuten Pausen.

  • Kooperator optimieren - gut fixieren, das er nicht mehr wackelt
  • "rauf" Signal - flache Hand vor Nase
  • Dauer am Kooperator - mit herumfummeln am Maul 
  • Massagespinne einführen

Da es sich so ergibt starten wir mit der Massagespinne. Beim ersten Mal waren wir am Platz und es brauchte ca. 20m Abstand das sie ganz ruhig war. Am Ende ging sie entspannt bis auf einen Meter hin. Daher haben wir uns heute am Paddoc damit beschäftigt. 


Am Paddock im Schotter macht es natürlich ärgere Geräusche, wir starten also ca. 6Meter entfernt und arbeiten uns heran. So sieht es nach ca. 10 Minuten aus. Ich habe mich zu der Variante entschieden das wir uns dem Ding annähern versus das Ding kommt näher. Eigentlich aus praktischen Gründen da ich alleine arbeite, aber mir gefällt die Idee, das das Pferd sich an etwas annähert und erst wenn es das entspannt kann, dann kann ich aus kürzer Distanz zum - das Ding nähert sich - übergehen. Zeichen auf die ich schaue ist wie ruhig sie den nächsten Schritt darauf zu machen kann und wie leicht es ihr fällt das Leckerli tief zu nehmen oder gar selber den Kopf zu senken. Nur ein Kriterium verändere ich. Distanz oder Lautstärke oder Berührung....


Nach einer Pause hole ich den gut fixierten Kooperator und wir arbeiten an der Dauer - Kopf auf dem Kooperator und am Maul herumfummeln. Da es so gut läuft nehme ich dann auch das Zunge herausholen dazu. Beim nächsten Mal gibt es davon ein Video.

Tag 2

Schwerpunkt heute war draufbeißen und Zunge heraus holen. Nach rechts gehts schon ganz gut. Links müssen wir dann noch üben. Heute auch zum ersten Mal die Apfelmusspritze am Kooperator aufgehängt um die Hände frei zu haben.


Bei ca. 2 Minuten, vergesse ich vor lauter loben zu klicken daher mache ich dann nur eine Kleinigkeit um klicken und belohnen zu können. Es war heute auch hinter ihr einiges los und sie hat im Training immer wieder den Kopf herunter genommen und nach hinten geschaut. Für den Rummel war sie sehr brav. Wir haben insgesamt fast 20 Minuten trainiert, sind also schon bei einer ganz guten Dauer.


Tag 3

Heute war das Ziel, das Maulgatter mit einzuführen, aber das werde ich morgen nochmal machen, da es heute erst gegen Ende war und ich den Eindruck hatte es wird langsam genug. Waren wieder fast 20 Minuten Training.


Habe heute neue Berührungen im Maul und klopfen an den Ganaschen eingebracht. Meisst ist sie beim ersten Mal überrascht und nimmt den Kopf weg und beim zweiten Mal geht es dann schon. Bei 2,20 war ich zu schnell mit dem Anfassen ihres Kopfes, da war sie noch nicht am Kooperator oben und hat dann wieder zurückgezogen. Ich bin voll Stolz das sie beim geräuschvollen öffnen des Maulgatters nicht mal zuckt, aber hier muss ich noch an der Dauer arbeiten. Das war heute zu lang, da wollte sie dann auch nicht mehr, aber ich durfte dann noch etwas draufbeißen und Zunge holen üben und das geht jetzt auch schon nach Rechts.


Im nächsten Schritt möchte ich nun möglichst alles mit dem Maulgatter drauf üben. Wir starten ohne das Mundstück. Bei all den Ablenkungen heute (Lärm, die anderen Pferde gehen auf die Koppel, Kinder kreischen) hat sie es super gemacht und sie ließ sich auch animieren da zu bleiben wenn sie vom Kooperator runter wollte.



Dieses Video ist beispielhaft für meine Erfahrungen, dass Anima länger ruhig steht wenn ich sie vorher gut ausrichte. Da sie es selbst bis jetzt noch nicht angeboten hat den Körper auszurichten, sondern aus jeder Position versucht den Kopf auf den Kooperator zu legen, habe ich begonnen sie auszurichten, bzw. auch den Kooperator noch mal zu verändern wenn es nicht passt.



Tag 5

heute war das Ziel am Maulgatter weiter zu arbeiten. Ging wieder sehr gut, bis ich nachdem all die vorher geübten Einzelschritte gut klappten, das Maulgatter ganz zusammengebaut habe und es dann nicht mehr koordinieren konnte es so rauf 


zu tun wie es ohne Kooperator ging. Bin super stolz wie nett mein Pferdchen das hinnimmt, aber so sollte es dann halt doch nicht ausschauen, wie im letzten Drittel des Videos, nachdem ich versuche das ganze Teil auf den Kopf zu bringen. Da brauche ich jetzt Ideen wie ich das mit zwei Händen koordiniere. Ohne Kooperator ging es gut, da hab ich es hingehalten wie ein Halfter und sie hat drauf gebissen. Ich werde mal drüber schlafen und überlegen wie ich das umsetzen kann. So kann es im Training also auch laufen. Am Ende hab ich dann wieder gewohntes gemacht: drüber hängen und Maul befummeln ;-)


Damit sich das Durcheinander von Tag 5 nicht wiederholt hat mir mein Mann das Maulgatter stabilisiert. So kann ich es mit einer Hand vors Pferdemaul halten und das selbständige draufbeißen Trainieren ohne dass das Ding so wackelt...

Heute war auch die Tierärztin bei einem anderen Pferd und wir haben kurz mit meiner am Kooperator gearbeitet und es war ihr ganz egal, das da jetzt die Tierärztin da ist. Sie hat wie immer gleich den Kopf rauf gelegt. :-) 




Unser Vorbild in Sachen Medical Training zur Zahnpflege ist Nina Steigerwald. Viele Ideen habe ich aus ihren Beispielvideos. Danke Nina.

Hier der Link zum Video auf ihrer Facebookseite "Pferdewippen" wo sie ihr Pferd an das Raspeln gewöhnt. https://www.facebook.com/pferdewippen/videos/245261013007246/